Vorgeschichte

Bei einer Sondertagung in Lissabon im März 2000 hat der Europäische Rat das Ziel gesetzt "die Europäische Union bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt zu machen".

In seiner Stellungnahme zur Rolle des Staates (2001) schreibt der luxemburgische Wirtschafts- und Sozialrat (CES, Conseil économique et social), die primäre Aufgabe des Staates sei es zur Erreichung und Aufrechterhaltung einer beständigen und hohen Lebensqualität für die Menschen des Landes beizutragen. Laut dem CES ist die Wettbewerbsfähigkeit ein Mittel um dieses Ziel zu erreichen. Gemäß einer gängigen Definition, die nicht zuletzt von der Europäischen Kommission in ihren wirtschaftspolitischen Überlegungen für 1998 festgehalten wurde, "ist ein Land dann international wettbewerbsfähig, wenn es gleichzeitig folgende Kriterien erfüllt:

  • seine Produktivität steigt etwa gleich stark oder stärker an als die seiner wichtigsten Handelspartner mit vergleichbarem Entwicklungsstand,
  • es gelingt ihm, sein außenwirtschaftliches Gleichgewicht unter den Bedingungen einer offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb zu bewahren und
  • es verwirklicht einen hohen Beschäftigungsstand."

In Luxemburg wird die Wettbewerbsfähigkeit allerdings in einem umfassenderen Sinne verstanden. So legt der CES den Schwerpunkt auf andere Bereiche und definiert die Wettbewerbsfähigkeit allgemein als die Fähigkeit einer Nation, den Lebensstandard seiner Einwohner nachhaltig zu verbessern, für einen hohen Beschäftigungsgrad und einen starken sozialen Zusammenhalt zu sorgen und dabei gleichzeitig die Umwelt zu bewahren.

Im Mai 2003 hat der luxemburgische Koordinierungsausschuss der Tripartite (Comité de coordination tripartite) die Notwendigkeit anerkannt eine dauerhafte Einrichtung zur Beobachtung der Wettbewerbsfähigkeit und der entsprechenden Indikatoren ins Leben zu rufen. Daraufhin wurde die Beobachtungsstelle für Wettbewerbsfähigkeit (ODC, Observatoire de la compétitivité) im Juli 2003 im Wirtschaftsministerium eingerichtet. Als Erstes erhielt das ODC die Aufgabe einen Berichtsentwurf zur Wettbewerbsfähigkeit der luxemburgischen Wirtschaft für den Koordinierungsausschuss der Tripartite vorzubereiten. Hierzu wurde ein externer Experte beauftragt und der entsprechende Bericht von Professor Lionel Fontagné wurde im November 2004 veröffentlicht ("Compétitivité du Luxembourg: une paille dans l'acier"). Der Bericht diente als Grundlage zur Einführung eines Kennzahlen-Systems zur Überwachung und Bewertung der nationalen Wettbewerbsfähigkeit. Dieses als tableau de bord national de la compétitivité (TBCO) bezeichnete Tool wird jährlich vom ODC aktualisiert. Infolge einer kürzlich erfolgten Überprüfung des Tools in Zusammenarbeit mit dem CES und den Sozialpartnern hat das ODC das TBCO überarbeitet und für die Ausgabe 2017 erneuert und umgestaltet.

Bezüglich der Beteiligung an den Arbeiten zur wirtschaftspolitischen Steuerung der Europäischen Union wurde das ODC im Mai 2005 vom luxemburgischen Regierungsrat beauftragt die Lissabon-Strategie auf nationaler Ebene zu koordinieren. Seit 2010 gilt dies für die entsprechende Nachfolgestrategie, namentlich die gemeinschaftliche Strategie Europa 2020 im Rahmen des Europäischen Semesters.

Im Dezember 2010 hat der Regierungsrat beschlossen eine Beobachtungsstelle für Preisbildung (OFP, Observatoire de la formation des prix) zu schaffen und diese in das ODC zu integrieren.

Im September 2018 hat der Regierungsrat beschlossen, dass das ODC an den Arbeiten des nationalen Ausschusses für Produktivität (CNP, Conseil national de la productivité) mitwirken soll. Die Gründung des CNP erfolgte infolge einer Empfehlung des Rates der Europäischen Union welche in Luxemburg durch einen großherzoglichen Erlass umgesetzt wurde (Arrêté grand-ducal du 23 septembre 2018 portant création d’un Conseil national de la productivité au Luxembourg).

Die Ergebnisse der Arbeiten und der vom ODC durchgeführten Studien werden seit 2006 in einem jährlichen Bericht, dem "Bilan Compétitivité", zusammengefasst und veröffentlicht.